Monday, December 31, 2012

Ein kleiner Einblick in meine persönlichen Charts des Jahres

Best gelesener Buchanfang:
" Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims. Na gut, ein Teil von ihr. Drei Finger, ihr rechter Ellbogen und ihre Kniescheibe liegen in einem Grab in London. Mum und Dad haben sich furchtbar gestritten, als die Polizei nur noch zehn winzige Teile von ihr gefunden hatte. Mum wollte ein Grab, wo sie hingehen konnte. Dad wollte eine Einäscherung und die Asche ins Meer streuen. (...) Beide haben fünf Teile bekommen. Mums Teile liegen in einem hübschen weißen Sarg und auf einem hübschen weißen Grabstein steht "Mein Engel". Dad hat ein Schlüsselbein, zwei Rippen, ein Stück vom Schädel und einen kleinen Zeh verbrennen lassen. Die Asche ist jetzt in einer goldenen Urne."
Annabel Pitcher, Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims

Beeindruckendstes Erlebnis:
Die ersten zwei Stunden nach der Geburt: Das erste Mal unser Baby sehen, fühlen, riechen. Zu dritt sein, ihre großen Augen, die uns offen und interessiert anblickten - wir konnten unser Glück nicht fassen.

Kinder bringen uns ein Stück Himmel auf die Erde.
Roland Leonhardt


Meistgespieltes Klavierstück
Im Sommer: Sonata in D-minor (Mozart)
sonst immer noch "River flows in your" von Yiruma, denn das lieben Elisa und Timmi


Neu entdeckte und lieb gewonnene Lieder
1. "Hallo Bauchbewohner" von Mischa Marin
2."Du bist in meinem Herzen gelandet" von Daniel Kallauch
3. "Sehenswürdigkeit" von Samuel Harfst
4. "Fae" von Dirk Menger
5. "Nach Hause", "Mein Morgen am Meer", "Ich bin aus Hürth" von den Wise guys

Schöne Schülersprüche:
a) Die Kinder diskutieren, ob es die Zahnfee wirklich gibt. Daraufhin ein Mädchen: "Nein, es gibt sie nicht. Deine Mutter nimmt den Zahn weg und legt das Geld hin." Daraufhin ein Junge: "Also, das glaube ich nicht. Was will denn meine Mutter mit meinen ganzen Zähnen?

b) Als ich mit Elisa in der Schule war, sagte Jamie zu ihr: "Onkel Jamie lernt dich was."

c) "Beim Klassenfest gibt es geflügelte Würstchen für die muslimischen Kinder."


d) "Liebe Frau B., ich wünsche dir viel Glück und ich wünsche dir viel Glück mit dein neuen Baby und dein Mann. Wünschen Glück und wir wedn diesch wemiesen. Viel Gluck und ich wünsche das Baby so wie du ist"

Es gäbe noch viel mehr, doch leider habe ich sie nicht immer aufgeschrieben :-(

Verrücktester Tag:
Definitiv der 22.6.
1. Ich wurde 30
2. Ich hatte meinen letzten Tag an der Schule (Beginn Mutterschutz)
3. Ich musste nach der 6.Stunde direkt nach Dortmund fahren, zum Vokationswochenende
Das war für einen Tag deutlich zuviel und emotional kam ich da auch nicht mehr hinterher.

Beste Anschaffung:
Das Balkonsofa, das ich besonders im Mutterschutz oft  "genossen" hab. Okay, kleiner Hinweis: Timmi und ich sind uns nicht einig. Seiner Meinung nach ist es der DYSON!

Bestes Papier:
Urkunde: Beamtin auf Lebenszeit...yippie!

Eines der lustigsten neu entdeckten Videos:


Tolle Erlebnisse mit Gott:
Immer wieder: Bewahrung, Führung und Begleitung, komplikationsfreie Schwangerschaft
Schnell eine passende Wohnung in Oerlinghausen gefunden, am Tag der Zusage hieß es in den Losungen: "Wahrlich, das ist Gott, unser Gott für immer und ewig. Er ist`s, der uns führet." Psalm 48,15

Hilfe bei der "Reliprüfung"

Er hat uns die richtigen Hebammen an die Seite gestellt und uns eine super Geburt geschenkt!

Passende Losungsworte:
a) Münster Reliseminar (=es wird alles am Christsein angezweifelt): "Du aber bleibe bei dem, was du gelernt und voller Vertrauen angenommen hast" 2.Timotheus 3,14
b) Elternsprechtag mit zu erwartenden schwierigen Gesprächen:
"Der Herr sprach zu Jeremia: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund" Jeremia 1,9

c) Elisas Geburtstag: "Ich will mich freuen des Herrn und fröhlich sein in Gott, meinem Heil." Habakuk 3,18

d) Elisas Segnung, 11.11.: "Ich will ihnen ein Herz geben, dass sie mich erkennen sollen, dass ich der Herr bin." Jeremia 24,7 und "Gott hat uns zusammen mit euch auf diesen festen Grund gestellt: auf Christus. Er hat uns gesalbt und uns sein Siegel aufgedrückt.(...)" 2.Korinther 1,21-22

Längste Nacht inklusiver Nervenkrise:
11.5.: Schwerte Relifortbildung: Ich war krank, Bauchschmerzen und Durchfall, in meiner Not (das war der Tiefpunkt) baute ich mir aus einer PET-Flasche eine Wärmflasche, konnte nicht schlafen, fühlte mich allein, wollte Timmi aber nicht wecken - schließlich tat ich es doch und rief ihn um 5 Uhr an. Und was soll ich sagen: Der beste Ehemann der Welt war natürlich sofort für mich da und tröstete mich!

Stressigster Monat:
Mai und Juni - Umzug, 27 Berichtszeugnisse, Reliprüfung, Vorbereitung Klassenübergabe und darum auch noch viele Elterngespräche, außerdem viele Termine rund um meine Schwangerschaft

Beste Unterrichtseinheit
Religion: Josefreihe. Ich bin immer noch beeindruckt, wie die Kinder diese Geschichte geliebt haben. Wie sie da wirklich mitgegangen sind, ihre selbstformulierten Gebete aus Josefs Sicht - mit Kindern diese Geschichten zu entdecken und vieles in seinem Leben wiederzufinden macht echt Spaß!

Und meine Mülleinheit :-) - die war auch super. Auch wenn ich mich gefragt habe, warum ich es mir ernsthaft antue, mit 27 Kindern aus einem Berg Müll mit Plakafarbe und Heißklebepistole ALLEINE Müllmonster zu bauen, wenn ich doch hochschwanger bin und dazu einige Grobmotoriker in der Klasse habe, die es nicht ohne Hilfe schaffen, auch nur einen Arm aus Pappe zu schneiden und aufzukleben.....aber es hat sich gelohnt.


Und wie auf meinem Blog zu lesen war, haben die Kinder ja echt was gelernt:
Ich frage die Kinder, welchen Müll wir trennen und welchen wir haben. Sie haben schon den gelben Sack und den Biomüll genannt. ich sage: "Es fehlt noch was!" Ein Kind: "Ja, Atommüll", ein anderes Kind: "Der kommt in die orangene Tonne!"

Am meisten gelikte und kommentierte Statusmeldung bei Facebook:
 



Immer wieder merke ich, wie gut ich es habe. Wieviel Gott mir schenkt. Er führt und begleitet mich durch`s Leben! DANKE

Tuesday, December 11, 2012

Merry christmas, Mr.Lawrence



Es ist wieder Weihnachtszeit.
Ich spiele wieder mein Lieblingsweihnachtsstücke auf Klavier. Letztes Jahr habe ich das erste Mal dieses Stück von Ryuichi Sakamoto gespielt. Und es hat mir sehr gefallen. Leider brauchen meine sturen Finger noch ein bisschen, um ihr motorisches Gedächtnis zu reaktivieren.
Während ich übe, denke ich manchmal intensiv über den Titel und die Art der Musik nach. Das Stück heißt "Merry christmas, Mr Lawrence." Aber wer ist Mr. Lawrence? Und warum bekommt er ein eigenes Stück von Ryuichi Sakamoto, der ihn aber scheinbar nicht so gut kennt, dass er ihn beim Vornamen nennt?
Ich hab mir beim Spielen Gedanken über Mr. Lawrence gemacht und ich weiß nun, wer er ist :-) Zumindest ist das mein Mr.Lawrence.

Mr. Lawrence lebte schon lange in dem gleichen Mietshaus wie Ryuichi. Keiner der Mieter konnte sich an das Haus erinnern, ohne dass Mr.Lawrence dort gewohnt hatte.Es war so, als hätte er schon immer dort gewohnt. Alle Wechsel der Mieter hatte Mr.Lawrence miterlebt - und stets hatte er ein freundliches "Willkommen" auf den Lippen, wenn jemand Neues einzog. Mr. Lawrence gehörte zu diesem Haus wie das Knarren auf der 5. Treppenstufe - niemand konnte und mochte sich das noch anders vorstellen. Mr. Lawrence hatte feste Rituale. Ryuichi, der unter ihm wohnte, konnte seine Woche nach Mr.Lawrences Rhythmus richten. Donnerstags um 19 Uhr hörte Mr.Lawrence die Beatles (stets auf Lautstärke 12, aber das wusste Ryuichi nicht), Freitags ab 9 Uhr wurde gestaubsaugt, Mittwochs - gegen 17 Uhr - hörte Ryuichi den Teekessel pfeifen. Jeden Tag ging Mr.Lawrence um 15 Uhr die Treppe hinunter, um im nahe gelegenen Park zu spazieren. Oft schaute Ryuichi ihm aus dem Fenster nach. Er überlegte, wie alt Mr. Lawrence wohl sei. Obwohl dieser nur wenig sprach, erschien er immer freundlich und sein begrüßendes Lächeln war von einer solchen Wärme, dass man sich nach der Begegnung mit ihm stets besser fühlte. Er musste schon alt sein, sein Gesicht sah faltig aus und sein Gang wurde immer gebückter, doch immer sah er, wenn jemand Hilfe brauchte. Ohne viel zu sagen, packte er einfach mit an und war schon wieder verschwunden, wenn der andere sich bedanken wollte. Natürlich - wie es immer ist - wurde im Haus untereinander über Mr. Lawrence gesprochen, denn etwas sonderbar war er ja schon. Obgleich doch ein netter Mann hatte er keine Frau. Nie hatte er Besuch - hatte er keine Verwandten? Oder war er mit ihnen zerstritten? Natürlich meinte Mrs.Berger zu wissen, dass Mr.Lawrences geliebte Frau bei einem tragischen Autounfall um`s Leben gekommen sei und er nie über sie hinweg gekommen sei. Der jüngste Mieter im Haus - der 23-jährige Jamie - war sicher, dass Mr.Lawrence schwul sei. Und die abergläubische Marianne war überzeugt, dass Mr.Lawrence eine Art Engel sei, der einen bestimmten Auftrag zu erfüllen habe. Ryuichi schmunzelte nur über diese Gespräche. Mr. Lawrence gab ihm die Ruhe zurück, wenn ihn etwas aufgebracht hatte. Dann lauschte er dem Rhythmus von Mr.Lawrence Ritualen, wartete auf das Teekesselpfeifen um 5 und fühlte sich getröstet. Auf Mr.Lawrence war Verlass. Einmal, als Ryuichi seinem Hausbewohner mal wieder nachsah, wie er zu seinem Nachmittagsspaziergang aufbrach, kam ihm eine Melodie in den Kopf. Sogleich vergaß er seinen frischen Kaffee, setzte sich hin, spielte die Takte immer wieder und schrieb sie auf. Abends fragte er sich, wie Mr.Lawrence die Musik gefallen würde, und doch wusste er, dass er sie ihm nie zeigen würde.
Am nächsten Tag um 19:05 fiel Ryuichi auf, dass irgendwas nicht stimmte. Richtig, es war Donnerstag. Keine Beatlesklänge. Ryuichi wusste sofort, dass etwas Ernstes passiert war. Obwohl er sich nie in andere Angelegenheiten einmischte, war ihm klar, dass er dieses Mal etwas tun musste. Gemeinsam mit Mrs.Berger klopfte er bei Mr.Lawrence an der Tür. Niemand öffnete. Sie riefen einen Notarzt. Später erfuhren sie, dass Mr.Lawrence schwer gestürzt war und aufgrund seines Alters und seiner alten Knochen schwer verletzt war.
Es war eigenartig. Es war, als habe das Haus gleichwohl mit Mr.Lawrence Weggehen seinen Pulsschlag verloren. Alles wirkte durcheinander, ohne festen Rhythmus, das Leben im Haus spielte nach fremd gesteuerten Tempo, mal schnell, mal langsam. Ryuichi fühlte sich aus der Bahn geworfen, schaute um 15 Uhr heraus und vermisste die Silhouette des alten Mannes. Er fühlte sich reizbar und irritiert. Immer wieder spielte er die Takte, die er vor Kurzem geschrieben hatte, als er ihn beobachtet hatte. Dabei ging ihm auf, wie wenig er über den anderen wusste - nicht einmal den Vornamen wusste er. Er dachte darüber nach, welcher Vorname zu Mr.Lawrence passen würde. Doch keiner schien ihm diesem Mann würdig zu sein. Er kam zu dem Schluss, dass eine andere Anrede als Mr.Lawrence irgendwie nicht respektvoll genug gewesen wäre. Nein, er würde ihn immer Mr.Lawrence nennen. Langsam ging ihm auf, dass Mr.Lawrence vielleicht gar nicht mehr in dieses Haus zurückkehren werde. Immer wieder spielte er die "Mister Lawrence" -Melodie.
Am nächsten Tag sprach er mit Mrs. Berger, die scheinbar wusste, in welchem Krankenhaus Mr.Lawrence läge. Nein, er sei noch nicht gestorben. Woher sie das wusste, erfuhr Ryuichi nicht. Und doch entschied er etwas während dieses Gesprächs. Er beschloss, den alten Mann zu besuchen. Auch wenn er nicht sicher war, ob Mr. Lawrence dies wünschte. So kam es, dass Ryuichi am nächsten Tag am Krankenbett von Mr.Lawrence saß. Ryuichi fühlte sich verwirrt, erkannte den Mann nicht, der Blick war anders - durcheinander, ungeordnet und die Wärme fehlte. Und doch sah Ryuichi für kurze Zeit ein blitzendes, freundliches Aufhellen der Augen, als er den kranken Mann begrüßte. Nun, wo er da war, fragte sich Ryuichi, was er dem anderen sagen solle. Er wusste es nicht, versuchte, seinen Gedanken zu lauschen, versuchte, in der Mimik des Alten etwas zu lesen. Lange saßen die beiden Männer schweigend nebeneinander. "Mr.Lawrence", durchbrach Ryuichi schließlich die Stille, "Das Haus ist leer ohne Sie. Werden Sie wieder gesund." Mr.Lawrence schaute Ryuichi mit einem durchdringenden Blick an und sagte mit leiser Stimme: "Weihnachten bin ich zu Hause." In drei Wochen, dachte Ryuichi. Ob er das wohl richtig einschätzt? Er wagte nicht zu sagen, wie gebrechlich der Alte nun aussah,fragte nicht nach den Prognosen der Ärzte. Ryuichi sagte bloß: "Das ist gut." Er blieb noch ein wenig am Bett sitzen, schaute Mr.Lawrence an und fragte sich, ob die Krankenschwestern ihm um 19 Uhr am Donnerstag die Beatles anmachen würden und wie Mr.Lawrence damit zurecht kam, dass sein ganzer Tagesablauf durcheinander war. Er fragte sich, wer Mr.Lawrence eigentlich war. War er einsam? War er glücklich mit seinem Leben? Hatte er Freude am Leben gehabt? Hatte er je jemanden gehabt, den er geliebt hatte? War er geliebt worden?
Nach einer halben Stunde sagte Ryuichi, dass er nun gehen müsse. Mr.Lawrence nickte und sagte: "Danke." Als Ryuichi sich aufrichtete, drückte Mr.Lawrence ihn mit auf einmal ungeahnter Kraft und trotzdem sanft auf den Stuhl zurück. Er hielt Ryuichis Hand und legte seine andere Hand auf ihre Hände. Mit klarem Blick schaute er Ryuichi an - und mit der Wärme in den Augen, die Ryuichi so häufig bei ihm wahrgenommen hatte. In diesem Blick konnte Ryuichi alles erkennen: Mr.Lawrence sagte ihm auf diese Art alles. Ryuichi verstand, dass der alte Mann im Einklang mit sich selbst war, dass er Frieden mit sich und seinem Leben geschlossen hatte. Und dass er es nie anders gehabt haben wollte. Ryuichi wusste, dass er das Stück "Mister Lawrence" an diesem Tag zu Ende schreiben würde. Er verabschiedete sich und ging. Es blieb sein einziger Besuch bei Mr.Lawrence. Ryuichi saß am Klavier und spielte und spielte...am Ende war das Stück "Mister Lawrence" eine musikalische Beschreibung eines unbeschreiblichen Mannes. Eine Woche vor Weihnachten starb Mr.Lawrence. Ryuichi erfuhr es mehr zufällig über den Vermieter, der die Wohnung ausräumen ließ. Am selben Tag nannte Ryuichi sein Stück um in "Merry christmas, Mister Lawrence." Noch heute spielt er es und spürt etwas von Mister Lawrences Wärme - wenn du es hören willst, musst du Donnerstags um 19 Uhr vor Ryuichis Haus vorbeigehen.



Also, ich mag meinen Mr.Lawrence :-)