Friday, January 10, 2020

Abschmückwehmut


Diese Abschmückwehmut
Tannennadeln rieseln
während ich sorgsam Kugeln bruchfest verpacke
verstaue
und in Gedanken sehe ich mich
wie ich sie nächstes Jahr wieder auspacke
Eure leuchtenden Augen
„Wir dürfen den Baum schmücken!“
Staunend und bewundernd
habt ihr diesen Baum vollgehängt
mit all unseren Schätzen
zu voller Pracht gebracht
Nicht eine Kugel
im Karton gelassen
Holt alles raus!
Jetzt wird gefeiert!
Die Jubelzeit ist da!
Wehmütig
schleicht sich ungebeten Angst ein
ihr werdet größer sein
bleibt ihr trotzdem so?
Ansteckend froh?
Diese Weihnachtsjubelfreude
die funkelnd und glitzernd übersprüht
euch tanzen und singen lässt
Alles erstrahlt
wie die Kerzen
Nächstes Jahr
wird es wieder so?
Seufzend schmück ich das Herz aus Glas ab
lasse noch einmal das Licht durchscheinen
bewundere den roten Schein
der den ganzen Raum erwärmt
Abschiedsmomente
eine Nadel sticht
als ich den Salzteigengel abnehme
mit viel zuviel Glitzer
so wunderschön perfekt mit seinem unperfektem Klumpfuß
denn ihr habt ihn gebastelt
an einem glücklichen Adventsnachmittag
voller Vorfreude
Dieses Licht
ich will es behalten
für immer
konservieren
es soll nicht zu Ende gehen
diese Zeit
so schön
und gemütlich
voll Wunder
und leicht
diese Sehnsucht packt mich
zu bleiben
An der Krippe
im Vertrautbekannten und Geborgenen
doch so geht es nicht
das Leben
Wehmütig werde ich still
und bevor ich den Karton verschließe
behalte ich noch etwas Sterngold
sauge den Tannennadelduft auf
lass mich noch einmal vom roten Herzlicht erwärmen
Freudenworte und Jubelsprünge
speichere ich ab
Bewahr es im Herzen
und geh los
schau dankbar zurück
Aber lass los
bleibe nicht stehen
Es wird Neues kommen
Trau dich ran
beschenkt und gesegnet